Rotkreuzschulen: Pflegeschule Wertheim

Wertheimer Pflegeschüler übernehmen Intensivstation

Wertheim I 20.04.2021

In der Rotkreuzklinik Wertheim übernahmen erstmals Pflege-Azubis fünf Tage lang den Betrieb der Intensivstation. Von morgens früh um sechs bis abends um 21 Uhr stellten sie das verantwortliche Pflegeteam für die aufwändigen Überwachungs- und Schlaganfallpatienten. Die Bedienung von medizinisch-technischen Geräten wie Perfusoren und Monitoren, das Richten von Medikamenten und Infusionen bis hin zur Übergabe bei Dienstschluss gehörte mit zur Erprobung des Echtbetriebs. Näher an die berufliche Praxis kann Pflegeausbildung nicht kommen.

Das Projekt „Schüler leiten eine Intensivstation" ist für Wertheim eine absolute Premiere. Die tolle Herausforderung, diesen höchst anspruchsvollen Bereich eigenständig zu leiten, bieten nur sehr wenige Kliniken ihren angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger. Die Auszubildenden lernen den Betrieb einer Intensivstation von einer ganz anderen Seite und doch innerhalb eines geschützten Rahmens kennen: Sie selbst übernehmen eigenverantwortlich alle anfallenden Aufgaben, treffen Entscheidungen, strukturieren den Stationsalltag und reagieren in Notfällen entsprechend. Die erfahrenen Kollegen, darunter Praxisanleiterin Alexandra Weidinger-Sans und Projektleiterin Liliana Monteiro-Heinrich, standen dennoch stets im Hintergrund und waren bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite. Und obwohl die 13 Pflegeschülerinnen und -schüler im dritten Ausbildungsjahr sind, also unmittelbar vor ihren staatlichen Prüfungen stehen, und im Unterricht vorhandenes Intensiv-Wissen nochmal aufgefrischt wurde, stellte die Projektwoche auch eine große Herausforderung dar. Pflegeschülerin Anna-Lena Müller sieht das allerdings positiv: „Natürlich sind wir mit Respekt in das Projekt gegangen. Es bot uns jedoch die Chance, unsere eigenen Grenzen zu überschreiten und über uns hinauszuwachsen."

Mit großer Spannung und intensiver Vorbereitung wurde das für Wertheim ganz neue Projekt von allen Seiten erwartet. Lange vor dem Start hatten sich Monteiro-Heinrich und Weidinger-Sans mit den Kollegen der Intensivstation ausgetauscht. „Die Intensiv unterscheidet sich von den anderen Stationen dadurch, dass die Patienten einen instabilen Allgemeinzustand aufweisen und dauerhaft überwacht werden müssen. Notfallsituationen sind an der Tagesordnung, deshalb haben wir auch am dritten Tag noch ein spezielles Notfalltraining abgehalten", erläutert Weidinger-Sans. „Wir waren am Ende der Projektwoche schwer beeindruckt vom Ergebnis: Alle haben viel über sich selbst gelernt. Nach der letzten Schicht am Freitag wollte sich auch keiner schnell verabschieden, die gemeinsame Verarbeitung war viel zu wichtig." Zudem hatte Krankenhausdirektorin Cornelia Krause alle Beteiligten zu einem Imbiss in das Casino eingeladen, um die erfolgreiche Projektwoche zu würdigen und sich zu bedanken. „Ich bin zuversichtlich, dass alle Auszubildenden bestens vorbereitet in die bevorstehenden Abschlussprüfungen gehen werden. Sie haben jetzt schon bewiesen, dass Sie kompetent und verantwortungsvoll den Pflegeberuf ausüben werden. Ich hoffe sehr, dass möglichst viele ihre Pflegekarriere an der Rotkreuzklinik starten werden", so das abschließende Fazit von Krause.

Nach einer Woche Projekterfahrung und anschließender Reflexions- und Verarbeitungsphase stellt Pflegeschüler und „Stationsleitung" Lukas Staudt rückblickend fest: „Ich habe mich sehr wohl in meiner Rolle gefühlt und bin stolz darauf, dass wir als Team die Woche zu so gut gemeistert haben." Kurskollegin Nora Szara bedankt sich speziell bei den Praxisanleiterin Jochen Weimer, Katrin Zugelder und Kristin Stark für ihren Beistand. „Wir haben uns gegenseitig unterstützt und es gemeinsam geschafft". Auch Melike Gülecin findet, dass das Projekt die Klasse noch mehr zusammengeschweißt hat. Der gesamte Kurs freute sich vor allem über das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wurde. Das Projekt habe ihnen zudem gezeigt, auf welchem Wissensstand sie seien, gleichzeitig mache es sie stolz zu sehen, wie viel sie schon selbstständig erledigen könne. Auch die Patienten waren rundum zufrieden und lobten die Leistung der angehenden Pflegekräfte. Nach einer so erfolgreichen Projektpremiere in der Rotkreuzklinik werden nun wohl einmal jährlich Auszubildende die Gelegenheit bekommen, im Rahmen der Projektwoche ‚Schüler leiten eine Intensivstation' den Echtbetrieb zu proben.

(1) Reanimationstraining bereitet auf den Ernstfall vor.
(2) Das Richten von Medikamenten gehört mit zu den Aufgaben von Pflegefachkräften.
(3) Die Dokumentation des Pflegeprozess mit Planung, Maßnahmen und Evalution.


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