Rotkreuzschulen: Pflegeschule Erding

Simulationstraining

Erding I 22.02.2022

Das Lehrerteam an der Berufsfachschule für Pflege Erding der Schwesternschaft München vom BRK e.V. bereitet die Auszubildenden mit neuen Lernmethoden auf ihre Praxiseinsätze vor. Mit Hilfe von professionellen Schauspielern von „KULTUR LE MUC" trainieren sie Beratungs- und Gesprächssituationen mit älteren Patienten.

„Sind Sie wirklich sicher, dass das für meine Mutter gut ist?", „Die Diabetes-Medikamente brauche ich doch eigentlich gar nicht", „Ich will das nicht, das bringt doch nichts!" Die Schauspieler schlüpfen in die Rollen von herausfordernden Patienten, Bewohnern und Angehörigen, mit denen Pflegefachkräfte im Berufsalltag immer wieder konfrontiert sind. „Professionell und einfühlsam mit solch schwierigen Situationen umzugehen, kann man lernen", erklärt Kerstin Sievers. „Der Umgang mit verschiedensten Persönlichkeitstypen ist nicht immer einfach. Das gilt besonders in der Pflege. Gesundheitliche Einschränkungen und Sorgen können das beratende Gespräch oder die Pflegesituation zusätzlich erschweren. Mit der Methodik des simulationsbasierten Lernens, unterstützt von professionellen Schauspielern, trainieren unsere Auszubildenden in geschützter Lernumgebung realitätsnahe Berufssituationen," so die Lehrerin für Pflege.

Mit Schauspielern „echte" Gesprächssituationen trainieren
Rollenspiele sind bei Schülern meist nicht sehr beliebt. Die Schauspieler konnten die Klasse mit lustigen Lockerungsübungen jedoch schnell für die Simulation gewinnen. In herausfordernden Situationen mit dem „stummen" Bewohner, mit dem „ohne Punkt und Komma redenden" Patienten, oder dem Angehörigen, der die Kompetenz der Pflegekraft in Frage stellt, trainierten die Auszubildenden, ruhig und souverän zu agieren. „Mit einer Schauspielerin gegenüber hat man ein echtes Gefühl", sagt Selvedina Ganic. „Die anschließende Reflektion hat mir Fehler aufgezeigt. Beim nächsten realen Gespräch versuche ich, die Kritikpunkte umzusetzen", versichert die junge Frau im 2. Ausbildungsjahr. Zu den pflegerischen Aufgaben gehört die Information, Schulung, Anleitung und Beratung bei Menschen aller Altersstufen. Neben den praktischen Übungen standen deshalb auch Theorie der Gesprächstechniken sowie Ziele, Aufgabe und Rolle des Beraters auf dem Stundenplan. Kurskollegin Irena Mihaljevic findet die Simulationen ebenfalls hilfreich: „Eine Beratung lässt sich nicht so einfach durchführen. Es braucht eine richtige Vorbereitung und Übung."

Gezielt üben mit Simulationstraining
Simulationstraining gibt es nicht nur in der Pflege. Es findet in vielen Berufen Anwendung. „In der Luft- und Raumfahrt, in Kernkraftwerken oder im Rettungswesen werden so krisenhafte Situationen nachgestellt und Sicherheit im Umgang damit gewonnen", erzählt Christiane Wissing. Die Pflegepädagogin ist ehrenamtlich im Vorstand des Simulations-Netzwerks Ausbildung und Training in der Pflege (SimNat Pflege e. V.) tätig und hat die Schauspieler für den Unterricht an der Berufsfachschule für Pflege Erding organisiert. Die Bühnenkünstler kommen von „KULTUR LE MUC", einer Kulturzentrale, die u.a. Kliniken und Pflegeschulen bei der Planung und Umsetzung von theatralen Kunstprojekten unterstützt. „Mit Hilfe von Skillstraining und Simulation können Auszubildende und Studierende gezielt pflegerische Handlungen und Abläufe üben und optimieren," erläutert sie das Konzept des simulationsbasierten Lernens. Es trägt dazu bei, die Patientenversorgung und -sicherheit zu verbessern. „Ohne Interaktion und Beziehungsaufnahme ist Pflege nicht möglich", betont Kollegin Sievers. „Simulationstraining fördert die kommunikativen Kompetenzen – und das mit viel Spaß und Freude!"


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