Rotkreuzschulen: Pflegeschule Erding

Lernfeld Sozialkunde praktisch angewandt beim Besuch der Gedenkstätte Dachau

Erding I 26.06.2017

Die theoretische und praktische Ausbildung in der Altenpflege dauert drei Jahre. Was früher Schulfächer waren, nennt sich jetzt Lernbereiche. Diese sind wiederum thematisch in fünf Lernfelder zusammen gefasst. Eines dieser Lernfelder, die Sozialkunde, soll unter anderem die Entwicklung der Werteorientierung der Auszubildenden unterstützen. Hört sich trocken an, findet aber an der Berufsfachschule Erding sehr praxisorientiert statt. Denn die Klasse AP 16 besuchte im Rahmen dieses Lernbereichs das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Dachau.

Während der Hinfahrt herrschte unter den 16 Schülern noch die ausgelassene Stimmung eines ganz normalen Schulausflugs. Mit Betreten des Geländes des ehemaligen KZ-Dachau durch das Eingangstor mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei" schlug die Stimmung augenblicklich um.

In kleineren Gruppen erkundeten die Schüler das Gelände mit den einzelnen Stationen auf eigene Faust und sammelten Eindrücke über das unvorstellbare Verbrechen, das hier an Menschen begangen wurde. Im ehemaligen Wirtschaftsgebäude ist neben einer Dauerausstellung ein Dokumentarfilm über die damaligen Zustände im KZ zu sehen. Schweigend und tief betroffen von der Ausstellung mit den alten Dokumenten, den Einzelgeschichten von Häftlingen und dem schockierenden Dokumentarfilm ging die Klasse mit anderen Augen über das Gelände mit den Baracken, der Lagerstraße und den Haftzellen. Auch der Bereich mit der Gaskammer, zynisch als „Brausebad" deklariert, und das anschließende Krematorium mit den Verbrennungsöfen beeindruckte die Klasse nachhaltig. Die Stille der Kirche, die nachträglich auf dem Gelände errichtet wurde, spendete sogar den „Nicht-Kirchgängern" ein wenig Trost und milderte das Frösteln einiger Auszubildenden, das sie trotz des heißen Sommerwetters schwer loswerden konnten.

Für Carola Munzert, Lehrkraft an der Berufsfachschule für Altenpflege Erding, ist klar: „Demokratie lebt von mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Für unsere zukünftigen Altenpflegekräfte ist die Fähigkeit zu eigenverantwortlichen und werteorientierten Entscheidungen eine Grundlage ihres beruflichen Handelns." Die Schüler bedankten sich bei den begleitenden Lehrern für die wertvolle Erfahrung. „Die meisten von uns hätten diese Gedenkstätte nicht auf eigene Faust besucht", so der einhellige Tenor der jungen Leute auf der Rückfahrt.


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