Rotkreuzschulen: Pflegeschule München

Neue generalistische Pflegeausbildung startet trotz erschwerter Bedingungen

München I 28.05.2020

Als eine der ersten in München startete die Berufsfachschule für Pflege am Rotkreuzplatz am 1. April in die neue generalistische Pflegeausbildung. Trotz Corona-bedingter Schulschließung konnten 19 junge Menschen aus 12 Nationen die dreijährige Ausbildung mit dem Abschluss Pflegefachfrau / -fachmann aufnehmen.

Die Corona-Pandemie hat den Lehrbetrieb auch an der Pflegeschule am Rotkreuzplatz komplett verändert. So fiel der Start des ersten generalistisch ausgebildeten Kurses mitten in die Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen. Neben der Sorge, ob die Generalisten einreisen dürfen – sie kommen aus 12 unterschiedlichen Nationen – bis zur Organisation der Einführungstage mit Mindestabstand und Hygienemaßnahmen, war Schulleitung Margit Schmid und ihr Team in den letzten Märzwochen intensiv beschäftigt, die letzten Änderungen des Pflegeberufegesetzes in den Unterrichtsbetrieb umzusetzen. „Die generalistische Ausbildung befähigt zum Einsatz in allen Bereichen, also in der Alten-, der Kinder- und der Krankenpflege", erklärt Schmid. „Die Umsetzung der Richtlinien des Generalistik-Lehrplans bis zum 1. April war schon ohne Corona eine Herausforderung, da die Ausbildungsinhalte komplett neu strukturiert und teilweise auch neu erarbeitet werden mussten", blickt sie zurück. Zahlreiche Lernsituationen erarbeitete das Lehrerteam gemeinsam, um alle Versorgungsbereiche, Altersgruppen und Rahmenbedingungen, in denen die zukünftigen Pflegefachfrauen und –männer tätig werden, abzudecken.

Praxisstart anders als sonst
Beim Generalistikstart am 1. April war dann auch Corona-bedingt vieles anders als sonst. Statt eines mehrwöchigen Einführungsblocks gab es drei konzentrierte Einführungstage für die „Neuen" – und das aufgrund der Schulschließung nicht in einem Klassenzimmer, sondern im geräumigen Konferenzraum im 15. Stock des Schwesternschafts-Hochhauses. Bei grandioser Aussicht über München fungierten ausnahmsweise die zentralen Praxisanleiter des benachbarten Rotkreuzklinikums als Dozenten. „Mit das wichtigste Thema waren Hygiene- und Schutzmaßnahmen", blickt Dagmar Martin zurück. Die Praxisanleiterin trug wie alle anderen Mundnasenschutz und leitete unter anderem zur korrekten Händedesinfektion an. Auch vor dem Ausbruch der Pandemie galt: Alle Schüler werden ausführlich hygienisch geschult, denn der Kontakt mit Krankheitserregern gehört zum Alltag im Gesundheitswesen. Hygienemaßnahmen und Schutzkleidung zählen bei jedem Patienten zum professionellen Hygienemanagement. Für den Einsatzwillen der zukünftigen Generalisten ist sie voll des Lobes. „Nahezu alle haben Vorerfahrungen im Gesundheitswesen und konnten daher ohne den normalerweise ausführlichen Einführungsblock in die Praxiseinsätze starten."

Doch wie gestaltete sich dieser Start in die Praxis konkret? Laura Egeresi berichtet von ihrem ersten Einsatz: „Ich wurde sehr freundlich in der Abteilung für Akutgeriatrie aufgenommen. Die Stationsleitung hat uns alles gezeigt und genau erklärt." Die Schülerin ist seit Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert und konnte sich dank ihrer Vorkenntnisse schnell in die Praxis einfinden. „An der Seite einer Praxisanleiterin habe ich meine ersten Lernerfahrungen gemacht. Zusammen haben wir einen Patienten bei der Ganzkörperpflege unterstützt – natürlich mit Mundschutz", so die 17-Jährige. Besonders berührt hat sie ein Erlebnis mit einer älteren, dementen Patientin. Laura sollte der sehr introvertierten Dame bei der Wartezeit auf den Rücktransport in ihr Seniorenheim Gesellschaft leisten „Wir haben gemeinsam ein Buch angeschaut und es war wunderschön zu sehen, wie sie dabei trotz ihrer schweren Demenz den Kontakt zu mir aufbauen konnte – als ob ein Fenster aufgegangen wäre", erzählt sie. Sie ist überzeugt davon, den richtigen Beruf ergriffen zu haben. „Pflege ist mein Ding. Schließlich bin ich genetisch vorbelastet", lacht die Tochter eines Rettungssanitäters und einer Heilerziehungspflegerin. „Und krisensicher ist der Pflegeberuf auch", ergänzt Laura mit Blick auf Corona. Ihr nächster Einsatz wird sie in das Deutsche Herzzentrum führen. Kinderkranken- und Altenpflege stehen ebenfalls auf ihrem Plan – schließlich soll sie als zukünftige Pflege-Generalistin für alle Bereiche qualifiziert werden.

Qualifikation der Pflegekräfte maßgeblich in der Corona-Krise
„Obwohl wir den persönlichen Austausch mit unseren Schülern vermissten, konnten wir trotz aller Kontakteinschränkungen die theoretischen Inhalte vollständig vermitteln und hatten jederzeit ein offenes Ohr", blickt Schulleiterin Schmid zurück. Bis 26. April gab es für die rund 240 Schüler keinen Präsenzunterricht. Dabei lernten alle den Stellenwert von sozialen Kontakten noch höher zu schätzen. Umso mehr freuen sich Lehrer und Schüler auf den langsam wieder anlaufenden Präsenzunterricht – auch wenn aufgrund des Abstandsgebots keine Gruppenarbeiten möglich sind. „Bisher konnte das deutsche Gesundheitssystem die Corona-Krise gut meistern. Das ist nicht nur dem medizinisch-technischen Standard und dem ärztlichen Know-how geschuldet, sondern auch der hervorragenden Qualifikation unserer Pflegefachkräfte", ist Schmid überzeugt. „Eine erfolgreiche Pflegeausbildung ist der Startschuss in einen abwechslungsreichen, zukunftssicheren Beruf, der zudem vielseitige Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten bietet." An der Berufsfachschule für Pflege München der Schwesternschaft München vom BRK e.V. startet am 8. September der nächste Kurs in die dreijährige generalistische Ausbildung. Sie führt die Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer neuen generalistischen Pflegeausbildung mit einheitlichem, EU-weit anerkanntem Berufsabschluss zusammen.


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